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Historisches Seminar

Sexueller Missbrauch im Umfeld der katholischen Kirche in der Schweiz seit Mitte des 20. Jahrhunderts

Die Schweizer Bischofskonferenz (SBK), die Römisch-Katholische Zentralkonferenz der Schweiz (RKZ) und die Konferenz der Vereinigungen der Orden und weiterer Gemeinschaften des gottgeweihten Lebens in der Schweiz (KOVOS) haben Prof. Dr. Monika Dommann und Prof. Dr. Marietta Meier mit einer Untersuchung des sexuellen Missbrauchs im Umfeld der katholischen Kirche in der Schweiz seit Mitte des 20. Jahrhunderts beauftragt.

Inhalt und Ziele

Pilotprojekt
In einem einjährigen Pilotprojekt von Mai 2022 bis April 2023 wurde eine Basis für die vertiefte Forschung zur Geschichte sexualisierter Gewalt gelegt, die katholische Kleriker, kirchliche Angestellte und Ordensangehörige seit Mitte des 20. Jahrhunderts in der Schweiz ausgeübt haben. Im Zentrum der Untersuchung standen die Strukturen, die den sexuellen Missbrauch von Minderjährigen und Erwachsenen ermöglichten und es erschwerten, diesen aufzudecken und zu ahnden.
Dabei wurde geklärt, welche Quellen existieren und ob die Institutionen der katholischen Kirche den Zugang zu Archiven, Akten und Zeitzeug:innen ermöglichen. Auf dieser Grundlage wurden Fragestellungen und Methoden für weitere Forschungsprojekte vorgeschlagen.
Das Forschungsteam hat im Rahmen der Pilotstudie bereits Belege für ein grosses Spektrum an Fällen sexuellen Missbrauchs gefunden – von problematischen Grenzüberschreitungen bis hin zu schwersten, systematischen Missbräuchen, die über Jahre hinweg andauerten. Insgesamt wurden 1002 Fälle, 510 Beschuldigte und 921 Betroffene identifiziert. Kirchliche Verantwortungsträger versetzten dabei beschuldigte und überführte Kleriker systematisch, mitunter auch ins Ausland, um eine weltliche Strafverfolgung zu vermeiden und einen weiteren Einsatz der Kleriker zu ermöglichen. Die Ergebnisse des Pilotprojekts wurden in einem Bericht festgehalten, der öffentlich einsehbar ist und auf ein überwältigendes nationales und internationales Medienecho stiess.

Hauptstudie
Nach Abschluss des einjährigen Pilotprojekts und der Veröffentlichung des Berichts werden in einem dreijährigen Hauptprojekt (Januar 2024 bis Dezember 2026) die Teilbereiche der katholischen Kirche, ihre Hierarchiestufen und Ausprägungen näher untersucht. Dabei wird der sexuelle Missbrauch in der Pastoral, in den zahlreichen katholischen Bildungs- und Fürsorgeinstitutionen sowie in den verschiedenen Ordensgemeinschaften und neuen geistlichen Bewegungen ins Zentrum rücken. Ein vertiefter Blick gilt zudem transnationalen Bezügen und der Mitverantwortung des Staates. Auch die Spezifika des katholischen Milieus, das die Dynamiken des Verschweigens und Verleugnens stillschweigend akzeptiert und teilweise unterstützt hat, werden weiter erforscht. So sollen detailliertere Aussagen über die qualitative und quantitative Dimension sexuellen Missbrauchs, zeitliche und geografische Häufungen sowie die Auswirkungen der dualen Struktur der katholischen Kirche in der Schweiz ermöglicht werden. Wie bereits im Pilotprojekt werden auch in der Hauptstudie sämtliche Diözesen in allen Sprachregionen der Schweiz sowie die staatskirchenrechtlichen Strukturen und die Ordensgemeinschaften in die Untersuchung einbezogen.

Aufruf

In der Hauptstudie wird den Aussagen und Berichten von Betroffenen und anderen Zeitzeug:innen grosse Bedeutung zukommen. Sie werden uns dabei helfen, weitere Fälle und Mechanismen aufzudecken, die sexuellen Missbrauch ermöglichten oder gar begünstigten, und besser zu verstehen, welche Folgen der Missbrauch für die Betroffenen hatte.

Wenn Sie bereit sind über sexuellen Missbrauch im Umfeld der katholischen Kirche zu berichten, melden Sie sich bitte unter forschung-missbrauch@hist.uzh.ch (deutsch), recherche-abus@hist.uzh.ch (französisch) oder ricerca-abusi@hist.uzh.ch (italienisch).

Ausführliche Informationen bezüglich Unterstützung bei sexuellem Missbrauch finden sich unter folgender Adresse: https://www.missbrauch-kath-info.ch/informationen-fuer-betroffene/

Kommunikation

Der Mandatsvertrag, der Bericht zu den Forschungsresultaten des Pilotprojekts sowie weitere Informationen zu der Studie werden der Öffentlichkeit auf derWebseite der Schweizerische Gesellschaft für Geschichte (SGG) zur Verfügung gestellt. Fragen zum Projekt sind an projekt-missbrauch@sgg-ssh.ch zu richten.