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Historisches Seminar

Nachruf zum Tod von Prof. em Urs Bitterli

Im Alter von 85 Jahren ist vergangene Woche der Historiker Urs Bitterli verstorben. Er wirkte von 1978 bis 2001 als Professor für Allgemeine Geschichte am Historischen Seminar und wird als geschätzter Professor und Kollege in bester Erinnerung bleiben. Im Namen der Seminarleitung würdigt Gesine Krüger, die ihre Professur 2003 in der Nachfolge von Urs Bitterli antrat, den verstorbenen Kollegen:

Das selbstgebastelte Pappschild “Prüfung” von Urs Bitterli habe ich immer noch und es verklemmt sich zuverlässig im Türrahmen, wenn es die wiederkehrende besondere Situation, den Initiationsritus Prüfung signalisieren soll: keine Störung, bitte Ruhe. Hinter Urs Bitterli hat sich in diesem Frühling die letzte Tür geschlossen, vermutlich leise aber bestimmt, so wie er selbst war. Einen besseren Vorgänger konnte man sich nicht wünschen. Er hat eine Lücke hinterlassen, als er 2001 emeritiert wurde, die grosszügig zum Ausfüllen einlud. Sein wichtigstes Buch zur Aussereuropäischen Geschichte war zweifellos Die “Wilden“ und die “Zivilisierten“: Grundzüge einer Geistes- und Kulturgeschichte der europäisch-überseeischen Begegnung, das bereits 1976 erschienen ist und im deutschsprachigen Raum von allen gelesen wurde, die in der sich langsam globalisierenden Geschichtswissenschaft neue Wege suchten. Obwohl manche Konzepte, wie das des Kulturkontaktes, bereits in den 1980er Jahren in der Kritik standen, war sein Werk grundlegend im wahrsten Sinne des Wortes und von einer tiefen Humanität geprägt, die auch seine vielen anderen Bücher auszeichnete. Mit einer Dissertation zum Nationalsozialismus und einer Habilitation zur Geistesgeschichte afrikanisch-europäischer Begegnung spannte er schon früh einen weiten historischen Bogen und brachte damit Themen in ein diskursives Verhältnis, um das heute schwer gerungen wird. Auch nach seiner Emeritierung engagiert sich Urs Bitterli am Historischen Seminar, etwa beim Motivator-Preis, wo er mit viel Witz Laudationes vortrug und sich darüber amüsierte, dass seine eigene Jungendzeit nun bereits eine historische Epoche geworden und untersuchungswürdig sei. Wir nehmen mit Dankbarkeit Abschied von einem wunderbaren Kollegen, Wegbereiter, Lehrer.

Weitere Nachrufe auf den Historiker finden sich unter anderem auf SRF.

Barbara Welter Thaler