Verkabelungen: Chinesisch-Schweizerische Verflechtungen digitaler Infrastrukturen seit 1970

Laufzeit: 2018-12-01 - 2020-07-31

Projektleiter/-in: Prof. Dr. Monika Dommann
Projektleiter/-in: Prof. Dr. Mareile Flitsch
Projektleiter/-in: Dr. Maximilian Stadler
Projektteam: Dr. Lena Kaufmann
Projektteam: Olivier Keller

Abstract

The project «Digital Infrastructures: Sino-Swiss Entanglements since the 1970s» aims at investigating the history and present of «digital Switzerland» as a global phenomenon. Essential for this today is a historically sound understanding of the rise of the People’s Republic of China to become a high-tech nation, of Chinese-Swiss economic relations in the field of technical infrastructures since 1978, and of the historical and cultural developments that have contributed to the fact that the People’s Republic of China has recently become a projection space for Western high-tech fantasies and threat scenarios. A transnationally conceptualized and empirically verified understanding of these processes does not yet exist: current notions of «digitalization» are almost entirely shaped by the Silicon Valley success story. By exploring the development of digital infrastructures based on a case study on fiber network technologies, the project focuses on the complex economic, political and socio-technical entanglements that will lead to a provincialization of prevalent digitization narratives and to a history of digital, global Switzerland.

Beschreibung

Das vom Schweizerischen Nationalfonds geförderte Projekt «Verkabelungen: Chinesisch-Schweizerische Verflechtungen digitaler Infrastrukturen seit 1970» verfolgt das Ziel, die Geschichte und Gegenwart der «digitalen Schweiz» als globales Phänomen zu untersuchen. Indem das Projekt dem Ausbau digitaler Infrastrukturen nachgeht (konkret: von Glasfaser-Netzwerktechnologien), geraten ökonomische, politische und sozio-technische Verflechtungen ins Blickfeld, die zu einer Provinzialisierung der vorherrschenden Digitalisierungserzählungen sowie zu einer Geschichte der digitalen, globalen Schweiz führen sollen.
Das transdisziplinär ausgerichtete Projekt «Verkabelungen» setzt an bei der sich in den 1970er Jahren abzeichnenden Verlagerung der Mikroelektronik-Industrien in den asiatischen Raum. Indem es dem Fluss von Technologien, Arbeitskräften und Wissen zwischen der VR China und der Schweiz nachgeht, verfolgt das Projekt ein doppeltes Vorhaben: Die in der Ausschreibung «Digital Lives» formulierte Frage nach der Veränderung der Wirtschaft durch Digitalisierung wird mit der Frage nach der Veränderung der Geistes- und Sozialwissenschaften durch Digitalisierung kurzgeschlossen. Nur durch die Zusammenarbeit zwischen Ethnologie und Geschichte sowie durch die Verbindung von Expertise über die westliche und die asiatische Welt, so die Grundannahme des Projektes, kann ein zeitnahes und historisch fundiertes Verständnis der digitalen Gegenwart erreicht werden.
Das Projekt nimmt sich erstens zum Ziel, die Erforschung der Digitalisierung von einer transatlantischen Geschichte von Technologien, die sich im Austausch zwischen den USA und Europa abspielt, auf eine Verflechtungsgeschichte zwischen Europa und Asien auszuweiten. Sie löst zweitens die Geschichte der Digitalisierung von der Geschichte der Zentralrechner, des Internets und des PCs und weitet sie aus im Sinne einer Geschichte transnationaler digitaler Infrastrukturen. Drittens werden anhand einer explorativen Fallstudie zu den chinesisch-schweizerischen Verflechtungen seit den 1970er Jahren die jüngsten Veränderungen der Technologietransfers, des Aufbaus digitaler Infrastrukturen und der Transformation von Arbeit in post-industriellen Gesellschaften in den Fokus gerückt. Ein solches Vorgehen muss viertens neue Methoden zur Erforschung der digitalen Gegenwart erproben, die nicht darum herumkommen, transnationale technik-, unternehmens- und sozialhistorische Perspektiven mit dem Instrumentarium von STS (Science and Technology Studies) und Ethnologie zu verbinden. In den Fokus gerückt werden sollen dabei fünftens die Infrastrukturen (die materiellen Grundlagen, Institutionen und Mechanismen technischer Lebenswelten, die in gesellschaftliche Kontexte eingebettet sind), die «Digitalität» überhaupt erst tagtäglich erzeugen – und die folglich als technisches und gesellschaftliches Phänomen untersucht werden müssen.