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Vielfalt ist in aller Munde – seit einigen Jahren auch unter dem Schlagwort der Diversität oder der diversity. In diesem Begriff verbinden sich wissenschaftliche Erkenntnisinteressen mit politischen Forderungen: Das Bewusstsein für die Ungleichheiten, die sich in der modernen Welt aus gesellschaftlichen Differenzierungen (namentlich entlang der Trias race, class und gender) ergeben haben, spiegeln sich seit einigen Jahren in der Losung, Vielfalt als Chance zu betrachten.
Der Sammelband von Florin, Gutsche und Krentz bietet eine gute Einführung für alle, die sich dem Thema Vielfalt in einer historischen Perspektive annähern möchten. Besonders lesenswert für Osteuropa-Interessierte ist einerseits die Einleitung, die grundlegende Begriffe und Konzepte vorstellt. Andererseits ist der Beitrag von Julia Obertreis zu erwähnen, die anhand des Zarenreiches untersucht, wie sich in Vielvölkerreichen unterschiedliche soziale Differenzierungen überkreuzen und zu multiplen Diskriminierungen führen konnten (Intersektionalität).
Insgesamt verdeutlicht der Band, dass Kategorien der Ungleichheit nicht zeitlos, sondern ihrerseits einem historischen Wandel unterworfen sind und sich je nach Situation unterschiedlich auswirken konnten. Die gängige Vorstellung, die vermeintlich «statische» Vormoderne sei weniger «divers» gewesen als die Moderne, wird dabei widerlegt.
Diversität historisch: Repräsentationen und Praktiken gesellschaftlicher Differenzierung im Wandel. Hg. Moritz Florin, Victoria Gutsche u. Natalie Krentz (= Histoire, 140). Bielefeld 2018.
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