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Menschen, die seit ihrer Geburt oder in Folge von Krankheit, Unfall oder Krieg als "behindert" eingestuft werden, sind Gegenstand der so genannten Disability History. Obwohl verschiedenste Formen von Behinderung zu allen Zeiten weit verbreitet waren, gehört die Disability History zu einem noch jungen Forschungsfeld innerhalb der Geschichtswissenschaft. Im Mittelpunkt steht dabei die Frage, wie körperliche und mentale Andersheiten vergangene Gesellschaften prägten und wie davon betroffene Menschen wahrgenommen und in ihre jeweilige Umgebung integriert wurden. Dabei versteht die Disability History Behinderung als historisch variable Kategorie. Denn was jeweils als "Behinderung" und was als "normal" gelte, sei nicht konstant, sondern abhängig von sozialen und kulturellen Faktoren wie den geltenden Schönheitsidealen einer Gesellschaft oder deren Vorstellungen von Krankheit, Unversehrtheit oder Tauglichkeit. Bei der Diskussion dieser Fragen bündelt die Disability History verschiedene Konzepte und Methoden der Körper-, Medizin-, Wissens- und Geschlechtergeschichte und stellt damit ein ausgesprochen interdisziplinäres Forschungsgebiet dar.
Bildnachweis: An Old Soldier with a Wooden Leg and a Man with no Arms Drink in a Tavern. Radierung von Isaac Cruikshank, ca. 1791, Wellcome Library, London.